jeden abend und morgens seit der trennung von british-india im jahre 1947, versammeln sich hunderte von schaulustigen zu der traditionellen borderclosing-ceremony um 16.30 uhr, bei der in einer bis ins kleinste detail theatralisch inszinierte show, bei der die nationalflaggen, die morgens um 7.oo uhr im gleich aufwendigen zeremoniell gehisst wurden, wieder eingezogen und die beiden grenztore geschlossen werden ... uniformierte grenzsoldaten sind die schauspieler im immer gleichen spiel seit 61 jahren ... und hunderte von menschen besonders auf der seite indiens pilgern in den stadion aehnlich gebauten grenzkomplex ... ueber lautsprecher werden immer wieder die mit nationalfahnen und -trickots bekleideten zuschauer, manche mit den nationalfarben bemalt aufgerufen "hindustan zindabad" zu schreien ... " lang lebe hindustan" ... kaum ertoent es aus den lautsprechern und von den reihen auf der indischen seite, erwidern die rund 30 maenner auf der gegenueberligenden tribune auf pakistanischen boden "pakistan zindabad" ... doch scheinen sie keine chance zu haben, gleich werden sie wieder von den indischen familien, die die mehrheit auf den zuschauerraengen bilden wieder uebertoent ... "hindustan zindabad" ... und jeden tag das gleiche spiel und jeden tag gewinnen die inder ... besonders an sonntagen muss man zwei stunden vor beginn dort sein um einen sitzplatz zu erhalten, wurde mir gesagt ... auch abgesehen von der spektakulaer inszinierten aber alles in allem eher langweiligen zeremonie, war der uebergang von pakistan nach indien einmalig und besonders wenn ich an den letzten grenzuebergang denke, vom iran nach pakistan, ganz einfach unvergleichbar ... als wir das pakistanische tor durchquerten nachdem wir vorher bis auf die unterhosen nach haschisch durchsucht wurden und dann noch ermahnt wurden, falls wir doch noch ein bisschen hasch in unseren taschen haben sollten, den wir vergessen haben zu rauchen, ware es besser wir sollten ihn jetzt freiwillig abgegeben ... doch wir hatten keinen ... da half auch der trick des grenzpolizisten nicht mehr der sagte das gestern ein schweizer mit einem halben kilo charras hier erwischt wurde, der dachte er kaeme noch kurz vor der schliessung der grenze um 16.30 uhr ueber die grenze, nichts wir hatten keinen hasch und nach der halbwegs gruendlichen alibi-durchsuchung unserer taschen glaubten das auch die grenzpolizisten ... so gelangten wir also begleitet von lauter bollywood musik die aus den lautsprechern auf der indischen seite droente zuerst durch das pakistanische tor und dann durchs indische nach indien, in die groesste demokratie der welt, wie es auf einem grossen schild stolz geschrieben stand ... "welcome to the world biggest democracy" ... welch eine luege schon auf den ersten metern indischen territoriums und es wird schlimmer werden, bin ueberzeugt (siehe kommende eintraege) ... neben essen und schlafen ist luegen eine der haufigsten teatigkeiten der inder ... ach verzeihung, bin ja gerade erst angekommen, doch die erinnerung an die letzten beiden aufenthalte hier in mata bharat, in mother india, haben mich bereits auf den ersten metern, beim anblick des schildes eingeholt ... ueberall suchte ich nach einem gedenkschild oder einem denkmal, das an die schattenseiten der teilung british-indiens von 1947 erinnern sollte. Die poltosche teilung indiens verursachte eine der groessten menschlichen katastrophen der geschichte. weder davor noch danach haben jemals so viele menschen in so kurzer zeit ihr haus und heimatland fuer ein anderes verlassen. innerhalb weniger monate sollen rund 12 mio menschen zwischen indien und den beiden fluegeln - ost und west - pakistans hin und her gewandert, bzw. gefluechtet sein. der groesste teil der fleuchtlinge ueberquerte die westliche grenze, die den historischen staat punjab nun teilte. Muslime zogen westwaerts nach paksitan, hindus und sikhs ostwaerts nach indien. blutige gemetzel zwischen den fluechtlingsstroemen und krankheiten sowie unterernaehrung waren hauptgruende, dass viele starben. die zahl der toten nach der teilung 1947 variieren je nach schaetzungen zwischen 200'000 (die damalige britische angabe) und 2 mio (spaetere indische spekulationen). heute bezweifelt wohl kaum jemand, dass rund 1 mio menschen starben. doch wie es scheint wird den leiden der teilung an der grenze nicht gedacht. keine schilder oder denkmaeler fuer die toten, was bleiben sind geschichten von menschen, die damals von der einen auf die andere seite fluechteten, nur weil sie der einen oder eben anderen familie geboren wurden...
...beim emigrationoffice wurden wir dann schon von drei sikhs mit turban und langen baerten erwartet ... misstrauisch sahen sie uns an und erklaerten, dass wir zu spaet seien und das office um 16.30 uhr geschlossen sei ... es war 16.34 uhr ... war ueberrascht wie puenktlich die inder geworden sind seit meinem letzten aufenthalt ... ou schon wieder eingeholt ... die bloeden erinnerungen und vorurteile ... nach kurzem small talk und freundlicher begruessung meinerseits in den paar woertern die ich auf punjabi "Saat Sri Akkal Ji" beherrsche, entschlossen sich die pflichtbewussten sikhs doch noch uns nicht bis am naechsten morgen warten zu lassen und machten was sie jeden tag mehrmals machen ... tippen ... und formulare ausfuellen ... zum schluss hielt der eine herr namens pal singh meinen pass in der hand und fragte mich, was ich ihm nun geben werde, da er ja einige minuten ueberstunden wegen uns machen musste ... grinsend schwenkte er meinen pass und spontan hielt ich ihm ebenfalls grinsend einen kugelschreiber entgegen, den ich im iran geschenkt bekam und der mit infrarot und einem magnet ausgestattet war ... ich glaube besonders das infrarot hat den herrn singh besonders beeindruckt, denn als ich auf den knopf drueckte und hinter ihm auf die wand zeigte, bemerkte ich wie die hand mit meinem pass immer naeher kam und dann war der tausch angenommen, ich hatte meinen pass mit stempefel und herr singh den kugelschreiber aus dem iran ... beim verabschieden fragte er noch nach weiteren "geschenken", in indien weitlaufig als "bakshish" bezeichnet, fuer seine kollegen ... leider hatte ich nur einen kugelschreiber oder besser zum glueck, bin naehmlich kein freund des "bakshish" ... aber naja welcome to the biggest democracy in the world stand doch auf dem schild ... und meine erinnerung an meine letzten 8 monate in indien wurde immer lebendiger ...
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