lahore

11/1/2008 punjab

seit rund zwei wochen bin ich nun in pakistan im "land der reinen" wie die islamische republik auf persisch und urdu heisst (pak: "rein im geist" und stan: "land") ... rund 175 mio menschen sollen hier leben, davon rund 34% in staedten ... die durchschnittliche lebenserwartung betraegt 63,4 jahre (2006) und offiziell bringt eine frau durchschnittlich 4 kinder zur welt ... auch pakistan ist wie die meisten staaten hier in asien ein vielvoelkerstaat, die mehrheit sind indoarische punjabis, die ueber 40% der bevoelkerung stellen, gefolgt von den sindhi (14%) und den saraiki (10%) ... auf rund 85 werden die muhajir geschaetzt, die nachfahren nordindischer muslime, die bei der teilung von british-india im jahr 1947 nach pakistan gefluechtet sind ... damals sollen mehr als 10 mio menschen von einem ins andere land gefluechtet sein ... mehr als 20 % der bevoelkerung sind iranische volksgruppen wie die pashtunen oder die belutschen, die in den grenzregionen zu afghanistan bzw in belutshistan leben und in stammesverbaende organisiert sind (siehe eintrag qoitta) ... daneben gibt es eine vielzahl kleinerer gruppen wie die brahui (draviden), asad (darden), balti und hunzakuts im noedrlichen karakorumgebiet usw ... mehr als 50 sprachen werden im land gesprochen und 96,3% sind muslime, die uberwiegende mehrheit sunniten ... daneben gibt es eine kleine minderheit shiiten, die auf 10 bis 15% geschaetzt werden ... bei meinem besuch in lahore nahm gerade der monat moharram, der erste monat im muslimischen kalender seinen anfanag .. als moharram wird auch die zehntaegige trauerzeremonien oder auf deutsch auch als passionsspiele bezeichnet begangen, in der die shiiten ihre trauer ueber die verloreneschlacht von kerbala wo der dritte imam al-hussain ibn'ali getoetet wurde, und die shiiten endgueltig das khalifat an die sunniten verloren hatten ... moharram gilt als wichtigstes ritual bei den shiiten und wird besonders im irak und im iran "gefeiert" bzw. getrauert... die feierlichkeiten beginnen am ersten tag des monats und steigern sich bis zum 10. tag, dem todestag hussains, ashura genannt ... ueber 10 tage versammeln sich glaubige shiiten in den strassen von lahore, besonders junge maenner und schlagen sich stundenlang die haende auf die nackte haut ihrer brust, bis am zehnten tag dann messer an ketten befestigt werden und sich die maenner, teils in trance blutig geisseln ... die selbstgeisselungen gelten zum einen als ausdruck des aktiven mitleidens und symbolisieren die bereitschaft zum maertyrium, zum anderen wird auch geglaubt daurch ein teil der individuellen suenden und der kollektiven schuld der schia-gemeinschaft abgebuesst werden ... 40 tage wird nun den toten gedacht um im anschluss der trauaerzeit das gedenkfest arba'in zufeiern ... gegen 23.oo uhr verliess ich das hotelzimmer um mich in die altstadt zu begeben um den oeffentlichen selbstgeisselungen in den strassen beizuwohnen ... es war der 7. tag des moharram ... im vorfeld wurde ich gewarnt, bsonders von sunniten, es sei gefaehrlich dort hin zu gehen, in den letzten jahren sei es auch immer wieder zu ausschreitungen zwischen sunniten und shiiten gekommen ... ich entschloss mich trotzdem dahin zu fahren ... die strassen waren mit lampenreihen speziell fuer die prozession geschmueckt entlang derer sich der umzug bewegen sollte ... die strassen waren voller leute besonders viele maenner, die mehrheit ganz junge was auch die statistik der gesammtbevoelkerung bestaetigt, rund 395 sind unter 15 jahre alt ... an jeder strasseecke wurde mir milch und ein salziges getraenk aus wasser und milch gemischt mit gewurzen angeboten, das ich beim zweiten mal danke4nd ablehnte und immer wieder ablehnen musste ... die leute waren meist freundlich, manche etwas aufdringlich und besonders die jungen etwas gar agressiv ... ich wurde zum langar zum gemeinsamen essen eingeladen wo ich zum erstenmal in pakjistan fleisch essen "musste" ... danach wurde ich zur prozession gefuehrt wo ich versuchte ein paar bilder zu schieesn und zu filmen, was sich aber als sehr schwer erwies, da mich immer wieder irgendwelche jungs am arm zupften und mich fargten woher ich komme und ob ich das schauspiel das sich vor mir abspielte genoss ... die rund 60 maenner schwitzten und schlugen sich die haende auf die brust, bis 2.30 uhr dauerte das ganze schauspiel und als ich kurz darauf in die ricksha stieg um durch die dunklen und leeren gassen der restlichen altstadt zu meinem hotel zu fahren waren immer noch tausende von menschen in "feststimmung" ... immer wieder wurde mir ersnthaft erklaert, dass man zu moharram nicht lachen und keine musik joeren darf nur trauergesaenge, doch immer wieder konnte einer meiner gespraechspartnerm, die beinahe alle ali hiessen, das lachen nicht verheben und machte spass mit mir ... ganz so ernst schien mir das ganze dann doch nicht zu sein und ich erblickt wurde stand sowieso wieder der blondschopf from switzerland im zentrum und nicht die in trance symbolisch mitleidenden selbstgeissler ...

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