haridwar
hari mandir darbar sahib
nach den drei herren am emigration office trafen wir in amritsar auf noch mehr herren mit turban und bart. amritsar liegt im indischen teil des punjabs, indem die meisten der rund 18 mio in indien lebenden sikhs zuhause sind... hier befindet sich auch ihr hoechstes heiligtum, der weltberuehmte goldene tempel auch harmandir sahib oder darbar sahib (punjabi: ਹਰਿਮੰਦਰ ਸਾਹਿਬ) genannt ...
die stadt amritsar wurde vom vierten guru der sikhs guru ram das 1574 gegruendet, der sich hier seine neue residenz erbauen liess. damals wurde der ort guru ka chak und spaeter chak ram das und ram das pura genannt. 1577 wurde mit den ausgrabungen des amritsar sarovar (wasser-)tank begonnen. die arbeiten wurden 1586 unter guru arjan dev fertiggestellt. die stadt erhielt ihren neuen namen, amritsar (ueberstzt "becken des unsterblichen nektars"). zudem wurde mit dem bau eines gurdwaras dem harimandir sahib begonnen, der 1601 zum abschluss kam und dann im 18.jh. unter dem maharaja des punjabs, ranjit singh (1780-1839) weiter ausgebaut. der grundstein des tempels wurde vom sufiheiligen hazrat mian mir aus lahore gelegt. in den folgenden jahren wurde der erste textsammlung adi granth (spaeter als guru granth sahib bezeichnet), das heilige buch der sikhs, verfasst und im harimandir aufbewahrt. die heiligen texte des guru granth sahib gilt seit dem zehnten und letzten guru der sikhs als hoechste religioese autoritaet und wird als lebendiger guru verehrt.
jeden morgen um 4 uhr wird das buch von einem granthi ("leser, einer der aus dem buch liest") aus dem gurdwara geholt und ins innere des harimandirs gebracht um mit der rezitation zu beginnen. anschliessend werden den ganzen tag khirtan gesungen, begleitet von harmonium und tabla musik. am abend wird das buch dann wieder auf dem kopf zurueck in die kleine kammer im gurdwara gebracht, wo es eingewickelt in mehere stoffdecken die nacht verbringt.
der harimandir, der vollstaendig mit blattgold bedeckt ist, liegt in mitten eines kleinen sees, bekannt als sarovar, der den amrit ("unsterblicher nektar') beinhalten soll. vier eingaenge fuehren zum see, die pilger und reisende von allen vier himmelsrichtungen empfnagen sollen. die vier eingaenge soll auch ein symbol der offenheit der sikhs gegenueber anderen religionen sein erklaerte mir amar singh, den ich bei meinen mehrmaligen umrundungen des sees kennegelernt hatte und der mir gerne ueber den tempel erzaehlen wollte. der tempel ist fuer jeden menschen offen, unabhaengig seiner hautfarbe, religion oder seines geschlechts, betont amar singh. einzig sind beim betreten des tempelkomplexes einige vorschriften zu beachten. alle besucher muessen ihre schuhe ausziehen, fuesse waschen, ihren kopf bedecken und duerfen im tempel nicht rauchen und keinen alkohol zu sich nehmen...
im tempelkomplex der um den see herum fuehrt und den die unzaehligen pilger und besucher im uhrzeigersinn umkreisen sind immer weider schreine der zehn sikh-gurus (fuehrer) anzutreffen. amar singh wusste zu jede der gurus kleinere geschichten zu erzaehlen. einige von ihnen wurden von den muslimischen eroberer, den afghanen und den moghulen umgebracht, da sie nich konvertieren wollten. sie werden heute noch als maertyrer gefeiert, erklaerte mir der aeltere herr voller stolz. nach den seinen geschichten verabschiedete ich mich mit saat sri akkal und ging weiter, wohl zum fuenften mal hute schon, meine runde um den goldenen tempel. den ganzen tag wird man ueber eine einzigartige musikanlage (wohl die beste die ich in indien je gehoert habe) von den khirtangesaengen bei seinen umrundungen begleitet. die musik ist wohin man sich auch setzt klar zu hoeren, ansonsten ist man sich in indien schlimmeres gewohnt, immer ist musik ueber lautsprecher mit rauschen, quitschen oder dem motor eines generators verbunden ...
der tempelkomplex in amritsar beherbergt auch den akal takht. akal wird als "das zeitlose" eine andere bezeichnung fuer das goettliche und takht kommt aus dem persischen und heisst "sitz". der "sitz des zeitlosen" als politisch-militaerische institution, wurde vom sechsten guru har gobind als symbol der politischen souverenititaet der sikhs gegenueber den eindringenden moghulen erbaut. neben dem heiligen buch verkoerpern die fuenf sogenannten jathedars, die hoechste religioese autoritaet.
der Jathedar von amritsar gyani joginder singh vedanti.
im 18 jh. unter der herrschaft des maharajas ranjit singh (1780-1839). war der punjab eine unabhaengiges koenigreich das aber 1849 von den briten annektiert wurde. in den 1970er und 80er jahren formierte sich im bundesstaat punjab eine separatistische bewegung, die einen unabhaengigen sikhstaat namens khalistan, im ausmass des reiches von maharaja ranjit singh, forderte. als geistiger vater der bewegung gilt dr. jagjit singh chauhan (1929-2007), der 1971 in die usa reiste um gelder fuer seine bewegung zu sammeln. in der new york times wurde ein artikel veroeffentlicht, in dem er ein unabhaengiges khalistan forderte. nach ein paar jahren wieder zurueck in indien gruendete er 1979 die organisation national council of khalistan, machte sich selbst zum praesidenten der republic of khalistan, riefein kabinet ins leben, die unter anderem khalistan-paesse austellte, eigene briefmarken und khalistan-dollars. 1980 ging er nach london ins exil und pflegte weiterhin enge kontakte zu jarnail singh bhindranwale (1947-1984).
bhindranwale war fuehrer der religioesen organisation damdami taksal, die die idee eines unabhaengigen khalistans unterstuetzten. 1980 war er aktiv bei der wahlkampagne der congress party im punjab beteiligt, denn die partei versuchte seine grosse popularitaet die er bei den sikhs genoss fuer die wahlen zu gebrauchen. er wurde 1981 verhaftet, da er unter verdacht stand am mord an jagat narain, ein bekannter kritiker bhindranwales, und anderen gewaltverbrechen beteiligt gewesen zu sein. in der folge kam es wahrend 25 tagen immer wieder zu gewaltausbruechen im punjab. daraufhin wurde er jedoch wieder frei gelassen und nahm mit mehreren hundert bewaffneten gefolgsleuten zuflucht im guest house des golden tempels, guru nanak niwas und spaeter im akal takht und harimandir, in dem sie sich schwer bewaffnet verschanzten. am 3. juni 1984 beaufrtagte die indische premierministerin indira gandhi die indische armee unter der leitung von general kuldip singh brar den harimandir mit schweren panzern zu stuermen und die militanten sikh-terroristen, wie sie von der regierung gennat wurden zu verhaften. drei jahre zuvor wurde bhindranwale noch von der partei indira gandhis bei der wahlkampagne gefoerdert und nun war er delhi groesster feind im eigenen land. beim angriff, der zu einem zeitpunkt standfand in dem sich tausende von pilger im tempelkomplex aufhielten, kamen nach offiziellen angaben 83 soldaten und 492 zivilpersonen ums leben. unter ihnen auch bhindranwale, der fuer viele sikhs zu einem maertyrer geworden ist. einige behaupten sogar, dass er den angriff uebrlebt haben soll und anschliessend von der indischen armee zu tode gefoltert sein soll.
am 31. oktober 1984 wurde indira gandhi von zwei ihrer leibwaechtern namnes satwant und beant singh, beides sikhs, ermordet. daraufhin kam es im ganzen land zu unzaehligen graeueltaten gegenueber sikhs. ueberall wurden geschaefte, hauser und hotels von sikhs niedergebrand und gurdwaras zerstoert. in delhi kam es drei tage lang zu mobs gegen sikhs. leute der congress party sollen die mobs organisiert und den randalierern freien transport und adresslisten von sikhs sowie benzinkanister ausgehaendigt haben. innerhalb von drei tagen wurden ganze quartiere verwuestet, geschaefte und hauser abgebrandt. ueber 2500 sikhs sollen dabei ihr leben verloren haben. darunter meist junge maenner denen zuerst der bart geschnitten wurde bevor sie bei lebendigen leibe auf offener strasse verbrandt wurden. so berichtete mir karnal singh, der in delhi ein geschaeft fuehrt, wie er damals auf seinem motorrad nach hause fuhr und mit glueck den wuetenden mobs auf der starsse entkam. auch amrit singh ein taxifahrer ist damals mit viel glueck davon gekommen, er sei einfach aufs gas pedal als er den mit eisenstangen und benzinkanistern bewaffneten maenner gesehen habe, erzaehlte er mir. einige seiner freunde haetten aber weniger glueck gehabt und seien umgebracht worden, erinnert sich der taxifahrer.
die erinnerung an die grausamen tage im jahre 1984 scheinen vergessen und so auch die khalistanbewegung, die heute in indien von der oeffentlichkeit so gut wie verschwunden zu sein scheint, nur in einigen koepfen schwirrt der traum eines unabhaengigen sikhstaates khalistan noch herum. in den usa und in england higegen soll die bewegung heute immer noch von grosser bdeutung sein. doch fragt man hier einen sikh nach khalistan, glaubt kaum noch jemand daran, dass es eines tages zwischen indien und pakistan ein khalistan auf der landkarte geben wird.
wagah border
lahore
seit rund zwei wochen bin ich nun in pakistan im "land der reinen" wie die islamische republik auf persisch und urdu heisst (pak: "rein im geist" und stan: "land") ... rund 175 mio menschen sollen hier leben, davon rund 34% in staedten ... die durchschnittliche lebenserwartung betraegt 63,4 jahre (2006) und offiziell bringt eine frau durchschnittlich 4 kinder zur welt ... auch pakistan ist wie die meisten staaten hier in asien ein vielvoelkerstaat, die mehrheit sind indoarische punjabis, die ueber 40% der bevoelkerung stellen, gefolgt von den sindhi (14%) und den saraiki (10%) ... auf rund 85 werden die muhajir geschaetzt, die nachfahren nordindischer muslime, die bei der teilung von british-india im jahr 1947 nach pakistan gefluechtet sind ... damals sollen mehr als 10 mio menschen von einem ins andere land gefluechtet sein ... mehr als 20 % der bevoelkerung sind iranische volksgruppen wie die pashtunen oder die belutschen, die in den grenzregionen zu afghanistan bzw in belutshistan leben und in stammesverbaende organisiert sind (siehe eintrag qoitta) ... daneben gibt es eine vielzahl kleinerer gruppen wie die brahui (draviden), asad (darden), balti und hunzakuts im noedrlichen karakorumgebiet usw ... mehr als 50 sprachen werden im land gesprochen und 96,3% sind muslime, die uberwiegende mehrheit sunniten ... daneben gibt es eine kleine minderheit shiiten, die auf 10 bis 15% geschaetzt werden ... bei meinem besuch in lahore nahm gerade der monat moharram, der erste monat im muslimischen kalender seinen anfanag .. als moharram wird auch die zehntaegige trauerzeremonien oder auf deutsch auch als passionsspiele bezeichnet begangen, in der die shiiten ihre trauer ueber die verloreneschlacht von kerbala wo der dritte imam al-hussain ibn'ali getoetet wurde, und die shiiten endgueltig das khalifat an die sunniten verloren hatten ... moharram gilt als wichtigstes ritual bei den shiiten und wird besonders im irak und im iran "gefeiert" bzw. getrauert... die feierlichkeiten beginnen am ersten tag des monats und steigern sich bis zum 10. tag, dem todestag hussains, ashura genannt ... ueber 10 tage versammeln sich glaubige shiiten in den strassen von lahore, besonders junge maenner und schlagen sich stundenlang die haende auf die nackte haut ihrer brust, bis am zehnten tag dann messer an ketten befestigt werden und sich die maenner, teils in trance blutig geisseln ... die selbstgeisselungen gelten zum einen als ausdruck des aktiven mitleidens und symbolisieren die bereitschaft zum maertyrium, zum anderen wird auch geglaubt daurch ein teil der individuellen suenden und der kollektiven schuld der schia-gemeinschaft abgebuesst werden ... 40 tage wird nun den toten gedacht um im anschluss der trauaerzeit das gedenkfest arba'in zufeiern ... gegen 23.oo uhr verliess ich das hotelzimmer um mich in die altstadt zu begeben um den oeffentlichen selbstgeisselungen in den strassen beizuwohnen ... es war der 7. tag des moharram ... im vorfeld wurde ich gewarnt, bsonders von sunniten, es sei gefaehrlich dort hin zu gehen, in den letzten jahren sei es auch immer wieder zu ausschreitungen zwischen sunniten und shiiten gekommen ... ich entschloss mich trotzdem dahin zu fahren ... die strassen waren mit lampenreihen speziell fuer die prozession geschmueckt entlang derer sich der umzug bewegen sollte ... die strassen waren voller leute besonders viele maenner, die mehrheit ganz junge was auch die statistik der gesammtbevoelkerung bestaetigt, rund 395 sind unter 15 jahre alt ... an jeder strasseecke wurde mir milch und ein salziges getraenk aus wasser und milch gemischt mit gewurzen angeboten, das ich beim zweiten mal danke4nd ablehnte und immer wieder ablehnen musste ... die leute waren meist freundlich, manche etwas aufdringlich und besonders die jungen etwas gar agressiv ... ich wurde zum langar zum gemeinsamen essen eingeladen wo ich zum erstenmal in pakjistan fleisch essen "musste" ... danach wurde ich zur prozession gefuehrt wo ich versuchte ein paar bilder zu schieesn und zu filmen, was sich aber als sehr schwer erwies, da mich immer wieder irgendwelche jungs am arm zupften und mich fargten woher ich komme und ob ich das schauspiel das sich vor mir abspielte genoss ... die rund 60 maenner schwitzten und schlugen sich die haende auf die brust, bis 2.30 uhr dauerte das ganze schauspiel und als ich kurz darauf in die ricksha stieg um durch die dunklen und leeren gassen der restlichen altstadt zu meinem hotel zu fahren waren immer noch tausende von menschen in "feststimmung" ... immer wieder wurde mir ersnthaft erklaert, dass man zu moharram nicht lachen und keine musik joeren darf nur trauergesaenge, doch immer wieder konnte einer meiner gespraechspartnerm, die beinahe alle ali hiessen, das lachen nicht verheben und machte spass mit mir ... ganz so ernst schien mir das ganze dann doch nicht zu sein und ich erblickt wurde stand sowieso wieder der blondschopf from switzerland im zentrum und nicht die in trance symbolisch mitleidenden selbstgeissler ...
uch sharif
qoitta
die belutschen fordern bereits seir der unabhaengigkeit einen eigenen staat belutschistan, der zwischen dem 15.8.1947 und dem 28.3.1948 unter khan von kalat auch fuer kurze zeit bestand hatte ... in der folge wurde aber der staat in die islamische repulik pakistan einverleibt und wurde zur heutigen provinz ... seither fordern verschiedene gruppen die wiederherstellung des unabhaengigen belutschistans ... rebellen liefern sich einen guerillakrieg in den kargen wuestenbergen ... erst 2006 wurde der hohe rebellenfuehrer nawab akbar bugti (1927-2006) von pakistanischen sicherheitskraeften getoetet ...bugti widmete sein leben dem kampf für die autonomie Belutschistans und er galt als mentor der guerillaorganisation BLA 'balotshistan liberation army' ... sein tod löste unruhen in der region, die bis heute andauern ... immer wieder begegnet man hier bildern von akbar bugti oder es werden einem solche gezeigt ... oft trifft man junge leute das bild dieses mannes auf ihrem handy haben ... stolz sind sie balutschen und die meisten, die ich getroffen habe befuerworten eine unabhaengigkeit, doch viele halten diese fuer sehr unwahrscheinlich ...
hier in quoitta oder quetta ist das ethnische mosaik allgegenwaertig in den strassen und praegt das stadtbild wohin man sieht... die leute sind unglaublich freundlich, egal ob pashtunen, belutschen oder ousbeken ... alle laden einem zum tee oder zum abendessen ein ... doch alle reden schlecht ueber die anderen und warnen einen davor sich mit "den anderen" zu treffen ... das ethnische gemisch lebt hier mehr nebeneinander statt miteinander ... so mag man sich gegenseitig nicht und redet schlecht ueber " die anderen"... besonders die wenigen punjabis hier sind gar nicht beliebt ... aber auch die belutshen und pathanen moegen sich nicht unbedingt ... auch in quetta sind die pathanen in der mehrheit ...
yazd
der rahbar chamenei besucht yazd
...als man am abend des zweiten tages des neuen jahres 2008 nach der christlichen zeitrechnung in den strassen von yazd spazierte, wirte die stadt wie veraendert ... ueberall hingen bilder des rahbar, des hoechsten mannes der islamischen republik iran, seyyed ali chamenei ... die riesigen poster und bilder des leaders, wie er von den iranern genannt wird, und flaggen der republik waren uebrall zu sehen ... sie ziehrten die strassen und bazare der stadt, jedes geschaeft hatte meist mehrere bilder aufgehaengt und vorallem bei oeffentlichen gebauden und an den moscheen hingen riesige poster ... meist war chamenei alleine abgebildet, barmherzig laechelnd, freundlich winkend oder betend ... manchmal wurde sein antlitz durch die anwesenheit seines vorgaengers und lehrers, des fuehrers der islamischen revolution hoechst persoenlich ergaenzt ... auch ayatollah chomeini war also in yazd allgegenwaertig ... nur selten jedoch war auch der praesident ahmedinejad zusammen mit den beiden religioesen autoritaeten zu sehen ... polizei und militaer war damit beschaeftigt abschrankungen und eingangstore aufzubauen, damit am naechsten tage beim besuch des rahbar die besucher kontrolliert auf den amir chakmak platz gelangen koennen ... denn schon mehrmals soll es attentatsversuche auf den fuehrer gegeben haben ... seit einem bombenanschlag in den 80er jahren soll er seinen rechten arm nicht mehr bewegen koennen ... also wurde alles unternommen um ein weiteres attentat zu vereiteln ... obwohl die wahrscheinlichkeit eines solchen geschehens im heutigen iran hoechst unwahrscheinlich ist ... es sollte das erste mal sein, dass chamanei die kleine wuestenstadt yazd als rahbar besuchen sollte ... in den 80ern war als praesident einmal da um zu "seinem volk" zu sprechen ... seyyed chamenei, 1939 in mashad geboren, wurde 1981 von seinem ehemaligen lehrer chomeini zum staatspraesidenten ernannt, seit dem 4. juni 1989, kurz nach dem tode der revoltionsfuehrers, ist er der rahbar der hoechste mann der islamischen republik iran ... das amt des rahbars wurde ihm vom expertenrat verliehen sowie den titel des ayatollahs ... der klerus verweigerte ihm aber sich wie chomeini als grossayatollah zu bezeichnen ...
... am kommenden tag, dem dritten unseres kalenders, waren alle geschaefte in der stadt geschlossen ... der verkehr wurde aus dem stadtzentrum ausgeschlossen ... schon frueh um sechs uhr waren viele menschen in der stadt ... der himmel war grau und es war kalt ... das klare blau des gestrgen himmels war verschwunden ... helikopter kreisten tieffliegend ueber die daecher der altstadt ... der laerm der rotoren weckte ein gefuehl des ueberwachtwerdens ... die armee zeigte ihre praesenz nicht nur in den strassen sondern auch in der wuestenluft ... je aelter der morgen wurde je mehr menschen sammelten sich in den strassen und stroemten richtung amir chakmak platz wo seine geistlichkeit, der rahbar chamanei, zum volke sprechen sollte ... ueberall war er bereits vor seiner ankunft allgegenwaertig, an hauswaenden, schaufenstern und auf den unzaehligen bildern und postern die an die leute verteilt wurden oder die sie mitbrachten ... es waren besonders viele frauen, alle beinahe ausnahmslos in den tschador gehuellt, anwesend, auch viele familien mit kindern, die stolz die bilder tragen durften, manchmal verkehrt herum, bis es ihre eltern merkten ... zu tausenden kamen die menschen aus den umliegenden doerfern und staedten um ihrem fuehrer zuzuheoren ... 100'000 ende duerften es schon gewesen sein ... lokale behoerden sprachen von mehreren hundert tausend ... am eingang wurde bedingungslos kontrolliert, keine fotokameras und auch keine handys ... mehrere autobusse standen bereit in denen die besucher ihre handys abgaben und gegen einen nummernzettel wieder holen konnten ... auf den daechern waren polizisten zu sehen die kinder zurueckwiesen, die versuchten einen blick auf den platz zu erhaschen ... bereits hundert meter vor dem eingang wurden maenner und frauen getrennt, auch der platz war streng nach geschlechtern getrennt und frauen ohne tschador war es nicht erlaubt den platz zu betreten ... im vorfeld der rede wurden flugblaetter verteilt, auf denen die besucher informiert wurden, wie sie sich zu verhalten und kleiden haetten ... zivile polizisten nahe des eingangs wiesen mich freundlich darauf hin, dass es touristen nicht erlaubt ist den amir chakmak zu betreten ... meinem begleiter, einem jungen italiener ist es jedoch gelungen den fuehrer aus der naechsten naehe zu sehen ... mir als blondhaariger war es nicht vergoennt die eingangskontrollen zu passieren ... ich musste mir die rede des rahbars auf einem der grossbildschirme, die am vorabend aufgestellt wurden, anschauen ... doch ich war nicht der einzige, tausende von iranerInnen hinter mir, war es ebenfalls nicht moeglich den amir chakmak zu betreten, denn die eingangstore wurden eine stunde vor der rede des fuehrers geschlossen, da man keine menschen mehr auf den bereits vollen platz ziehen lassen wollte ... unzaehlige hatten also nicht einmal sicht auf die grossleinwand, auf welchem bis zur ankunft des redners bilder aus der zeit der revoltion gezeigt wurden, reden von chomeini und szenen aus dem krieg gegen irak im jahre 1980 ... nach mehreren stunden wartezeit und langen instruktionen ueber lautsprecher, ging ploetzlich ein raunen durch die mengen und dann wurde es still ... der rahbar betrat das rednerpult: "allah u rahman rahim", der eroeffnungsvers des heiligen korans, waren seine ersten worte ... er sprach rund eine halbe stunde zu den menschen ... was der hoechste mann der republik genau sagte blieb fuer mich leider ein raetsel, da ich keinen guten uebersetzer finden konnte und die leute um mich herum mir nur floskeln uebersetzten ... nach der rede erklaerten mir studenten, dass ayatollah chamanei unter anderem auch gegen den teufel USA und natuerlich wie ueblich auch gegen israel gewettert haben soll ... das wort terrorist, mit dem hoechstwahrscheinlich mr. bush gemeint war, war eines der wenigen woerter, das ich mehrmals zu hoeren glaubte ... auch das wurde mir von den studenten bestaetigt ... nach der rede war es uns touristen dann erlaubt den amir chakmak zu betreten ... der platz leerte sich schnell und sah aus wie nach einem popkonzert ... ueberall lag abfall und verpackungen der biscuits die gratis verteilt wurden ... gleich danach wurde auch mit den aufraumarbeiten begonnen ... und dann standen wir touristen ploetzlich wieder im mittelpunkt ... gerne posierten junge maenner mit bildern chameneis vor meiner linse ... die leute waren wie immer freundlich und selbst wenn wir amerikaner gewesen waeren, haette man uns trotzdem die hand geschuettelt und "welcome to yazd" zu hoeren bekommen ... wie ernst die leute hier den ganzen event nahmen, bleibt fraglich ... was klar zu sein scheint, die inszinierung der macht und beliebtheit des rahbars und antiamerikanisch- und proislamischen propaganda scheint geglueckt zu sein ... ayatollah chamenei, der rahbar, der leader und maechtigste mann in der republik, scheint sich trotz aller kritik der mehrheit meiner gespraechspartner hier im iran, bei vielen grosser beliebtheit zu erfreuen ... dies zeigten auch die fernsehbilder des naechsten tages, als sie seinen besuch am abend an der universitaet von yazd zeigten, wo wiederum tausende von menschen ihrem fuehrer zu rufen und seine antiamerikanische rethorik gegen den teufel USA unterstuetzten ... einige hier behaupten zwar, dass das ganze eine grosse inszenierung sei, alles organisiert bis ins kleinste detail ... all die jubelnden menschen seien bezahlt worden um zu jubeln und schreien ... heisst es immer wieder von denen menschen in yazd, die den besuch des rahbars nicht begruessten und nicht besuchten ... zudem erklaeren dieselben, dass alle die dem rahbar jetzt zujubeln sich schon bald wieder ueber ihn beklagen werden, wenn er ihre stadt wieder verlassen hat ...
der iran und seine menschen, seine politik und wie die menschen darueber denken, schimpfen und applaudieren, ist und bleibt fuer mich ein schwer zu durchschauendes geheimnis, grau wie der himmel am dritten tage des neuen jahres ueber der wuestenstadt yazd im herzen der islamischen republik iran ...
yazd
... letzte bilder aus dem alten jahr in yazd...
esfahan
esfahan liegt in zentraliran und zaehlt mit rund 2 mio einwohnern zu den groessten staedten des landes... "Esfahan – nesf-e jahan – Isfahan"... sagt ein persisches sprichwort, was soviel bedeutet wie, esfahan ist die haelfte der welt... im ganzen land sind sie stolz auf diese stadt, die perser... immer und wohin man auch kommt wird man gefragt... "you see esfahan"... denn "esfahan is very gooood... cheyli chuuub" ... wird einem immer wieder erklaert ... esfahan ist zudem der hauptschauplatz des beruehmten romans von noah gordon der medicus ... das heutige stadtbild ist immernoch gepraegt von prachtvollen bauten, grossartigen palaesten, einer vielzahl von minaretten und ruhigen gaerten...
beruehmt wurde die stadt durch die prachtvollen bauten aus der safawidenzeit... 1598 wurde sie zur hauptstadt des reiches, dies war auch der beginn ihrer bluetezeit... viele der damaligen bauwerke werden heute zu den unesco-weltkulturerbe gezaehlt ... zu den beruehmtesten sehenswuerdigkeiten zaehlen neben dem grossenplatz meydan-e emam, der seit der revolution imam square heisst, frueher hiess er koenigsplatz ... im ganzen land wurden infolge der errichtung der islamischen republik viele plaetze und strassen umbenannt ... so finden sich heute in allen staedten mindestens einen imam square und imam streets ... in anlehnung an imam chomeini natuerlich manchmal auch zu ehren imam husseins ... daneben beherbergt die stadt wunderschoene moscheen, wie die mesjed-e emam lotfollah, der mesjed-e emam oder der grossen freitagsmosche, mesjed-e jame (siehe bild unten)...
im anschluss an den grossen imam square ist einer der groessten und laengsten bazars ganz irans ... esfahan gehoerte zu den grossen staedten der suedlichen route der seidenstrasse ... und wie ueberall im land sind besonders seine teppiche beruehmt ... auch hier trifft man immer wieder junge studentinnen und studenten, die ihre englischkenntnisse unter beweis stellen oder verbessern wollen und einem ansprechen oder zu einem tee einladen ... so auch mohammed und reza, beide 19 jahre alt und studenten an der universitaet ... war sehr interessant, da sie zum erstenmal andere ansichten vertraten als die meisten anderen meiner bisherigen gespraechsparter ... so waren beide sehr religioes und vertraten die ansicht, dass frauen das kopftuch zu tragen haetten, und dass sie nie eine frau ohne kopftuch heiraten wuerden ... auf die frage warum eine frau denn ein kopftuch oder gar ein tschador tragen muesse, wussten beide zunaechst keine antwort ausser: "god told us that..." ... naja ... den koran lesen sie zwar nur selten beide verehren jedoch chomeini und sind mit ihrem leader chamenei hoechst zufrieden ... es gibt sie also doch die treuen buerger ... wahrscheinlich mehr als man als reisender hier zu spuehren bekommt, denn mit wie vielen der 70 mio einwohnern irans kommt nicht ins gespraech ... wie viele von ihnen unterstuetzen die regierung ... teilen die religioes-konservativen ansichten des klerus und ihres leader chamenei usw ...
zur ausbau der stadt in der zeit der safawiden wurde unzaehlige handwerker und kuenstler aus dem ganzen land in esfahan angesiedelt ... viele von ihnen stammten aus der stadt jolfa (im heutigen nordwesten irans nahe azerbaidschans) und waren armenische christen (armenische kirche siehe bild) ... noch heute leben einige tausend christen im gleichnamigen quartier jolfa ... christen werden im iran, gleich wie uebrigens auch die yezudi - die juden - als "besitzer des buches" toleriert ... die armenischen christen, die ich jedoch in esfahan getroffen habe, beklagten sich jedoch ueber ihre soziale und oekonomische stellung innerhalb der iranisch-muslimischen gesellschaft ... eine alte frau klagte, dass es sei schwierig fuer ihre soehne sei eine arbeit zu finden, da sie christen seien, und dass sie und ihre familie grosse muehe haetten ihr haus zu behalten, da spekulanten versuchen ihr haus zu kaufen, um es dann umzubauen ... denn die bodenpreise im armenischen quartier sind in den letzten jahr stak gestiegen und sehr beliebt geworden ...
esfahan
impressionen von einem freitag im iran
es ist freitag der ruhetag im iran... die meisten geschaefte sind geschlossen ... ich bin in esfahan, an der bruecke namens si-o-se pol, zu deutsch die "33 bogenbruecke", die ueber den fluss zayanderud fuehrt...
sie wurde in der zeit der safawiden erbaut und gilt als eines der meisterwerke dieser epoche... durch den shah abbas I. 1602 in auftrag gegeben, besteht sie wie der name bereits sagt, aus 33 boegen und misst 295m...